Dorfleben

„Ich habe nur einmal gezogen“

Josef Bartz

Es war in den Sommertagen des Jahres 1957. Hauptlehrer Praeder, der Schulleiter, unterrichtete die 5. bis 6. Klasse der Jungen. Wir, das waren Hans-Peter Becker (* 1946, † 1958), Helwin Eschbach und ich (Josef Bartz), gehörten dem 4. Schuljahr an, die von Lehrer Heinemann betreut wurde.

Eines Tages kam Hans-Peter und erzählte uns: „Hiertmo, esch han 5 Mark fonne. Heit Nommedach hiemme end Tännche on raache Zigarette.“

Nach dem Mittagessen kaufte er, auf Frage des Verkäufers Alois Knipper für seinen Vater eine Schachtel „Overstolz“. Helwin, genannt „dee Molch“, Hans-Peter und ich, genannt „dee Möpp“, gingen über den Mülheimer Weg, an der Parkmauer entlang ins „Tännchen“, dem heutigen Tannenwald hinter dem Anwesen der Gräfin Schallenberg. Wir fühlten uns dort unbeobachtet und sicher. Dies war aber nicht so, denn Hauptlehrer Praeder beobachtete uns mit dem Fernglas aus seiner Wohnung in der Koblenzer Straße neben der Schlossklause. Als langjähriger Schulleiter hatte er wohl ein Gefühl oder einen siebten Sinn für Taten, die nicht in Ordnung waren. Auf jeden Fall plotzten wir drei die Schachtel leer und meinten, etwas Großes getan zu haben.

Die Rechnung hatten wir aber ohne den alten Fuchs Jakob Praeder gemacht. Am nächsten Tag mussten wir uns nach der großen Pause bei ihm melden. Im Flur vor der Klassentür wurden wir zur Rede gestellt und auf die Zigaretten angesprochen. Ein Besitz wurde natürlich von uns abgestritten. Lehrer Praeder fragte dann den damals noch ängstlichen Helwin: „Nein, Herr Lehrer, ich habe nicht geraucht, ich habe nur einmal gezogen“. Damit war natürlich die ganze Sache verraten und aufgeflogen. Die Mutter von Hans-Peter wurde in die Schule gerufen und ihr die Situation erzählt. Diese, mit einem Schirm bewaffnet, ließ diesen auf den Kopf von Hans-Peter tanzen. Der lief im Flur vom Eingang bis zum Abgang, in den Keller auf und ab und versuchte die Schläge abzuwehren.

Dies war für mich eine Lehre, die ich nicht vergessen habe. Bis Heute bin ich Gott sei Dank Nichtraucher.