Dorfleben

Die Kirschen aus Nachbars Garten

Josef Bartz

Während der Sommerzeit, in den Jahren zwischen 1955 und 1960, liefen wir zu Höchstform auf, was den Verzehr von Obst in dieser Jahreszeit betraf. Kirschen, Äpfel, Pflaumen, Erdbeeren, Rhabarber,- nichts war vor uns sicher, denn wir hatten immer Hunger.

So ging es eines schönen Augusttages Richtung Lützelbach. Auf einem Kirschbaum wurde sich niedergelassen und so viel wie möglich verspeist. Plötzlich, aus heiterem Himmel, stand der Flurschütz, es war Oste Johann, unter dem Baum und erwischte uns beim Mundraub. Da er uns kannte, nütze auch das Weglaufen nichts. So wurden wir gemeldet und der Polizei vorgeladen. Der zuständige Polizist, Dorfgendarm Braun, belehrte uns über Diebstahl und ermahnte uns, dies nicht wieder zu tun. Zu Bernd Schmitz, der ebenfalls am Mundraub beteiligt gewesen war, sagt er: „Schmitz, ich habe gehört, du ernährst dich im Sommer von Obst“. „Nein, Herr Braun. Wer sagt denn so was?“ war seine Antwort. Nach einer weiteren Verwarnung durften wir schließlich gehen.

Doch zurück auf der Straße war alles wieder vergessen und es hieß: „Heute Nachmittag gehen wir an dee Sässel, dort sind die weiße Klara reif und wir können dee Johann schon von Weitem sehen. Der erwischt uns nicht mehr.“